Landwirtschaft zukunftsfähiger machen

Landjugend bringt Erntekrone in den Bundestag

Artikel 10.10.2024

„Wir müssen dringend handeln – mit Augenmaß.“ Diese klare Botschaft steckt in der Erntekrone, die der Bund der Deutschen Landjugend (BDL) gemeinsam mit der Rheinischen Landjugend am Mittwoch dem Bundestags­ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft übergeben hat. In das echte Schwergewicht aus Dinkel und Hafer, Gerste und Weizen hat die Landjugend auch Forderungen nach einer ausgewogenen Agrarpolitik gebunden. Die müsse die drängenden Fragen der Energiewende, des Pflanzenschutzes und des Tierschutzes berücksichtigen, ohne dass die landwirtschaftliche Produktion noch mehr gefährdet werde.

„Frieden und Ernährungssicherheit gehören zusammen – auch in Europa“, so Benedikt Kneer, der Vorsitzende der Rheinischen Landjugend. Er hoffe, dass die Erntekrone die Abgeordneten bei ihren Entscheidungen daran erinnere, dass eine gute Ernte nicht selbstverständlich sei. Der agrarische Nachwuchs benötigt Planungssicherheit und auch Klarheit darüber, „dass Landwirtschaft in unserem Land erwünscht ist.“

Damit rannte er beim Ernährungsausschuss offene Türen ein. Parteiübergreifend. Perspektiven für Junglandwirt:innen schaffen, stünde ganz oben auf der Agenda. Nur über den Weg und die konkrete Ausgestaltung der Zukunft der Landwirtschaft gingen die Ansichten der Parlamentarier:innen auseinander, wie die Diskussion rund um die Erntekrone zeigte.

Energiewende und Landwirtschaft – Raum für beides

Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen bieten die Chance, lokal und nachhaltig Energie zu erzeugen. Doch die Landjugend fragt: Wo bleibt der Raum für die landwirtschaftliche Nutzung? „Wir sind der Photovoltaik nicht abgeneigt, dürfen aber nicht so viel Fläche für Energie verbrauchen, dass am Ende nicht genug für die Nahrungsmittelproduktion übrig bleibt“, so Sebastian Kneer von der Rheinischen Landjugend in der Diskussion mit den Abgeordneten.

„Der Balanceakt zwischen Ertragssicherung und Umweltschutz ist für uns tägliche Aufgabe“, so die BDL-Bundesvorsitzende Theresa Schmidt. Aber pauschale Verbote z.B. in Schutzgebieten helfen nicht. Vielmehr würden praxistaugliche, regionale Lösungen gebraucht, um den Einsatz von Pflanzen­schutzmitteln zu reduzieren, genau wie eine stärkere Förderung von Forschung und Technik. Digitale Prognosesysteme und moderne Applikationstechniken seien entscheidende Zukunftsinvestitionen, sagt sie.

Tierschutz – Herausforderung zwischen Gesetz und Praxis

„Unsere Verantwortung endet nicht mit der Ernte“, stellte Louisa Vondenbusch (RLJ) klar. „Der Tierschutz liegt uns besonders am Herzen, aber die neuen Vorschriften passen nicht immer zur Realität auf den Höfen.“ Besonders die gesetzlichen Anforderungen an die Stallhaltung und die damit verbundenen Kosten stellten viele junge Betriebe vor enorme Hürden. „Wir brauchen sinnvolle und machbare Rahmenbedingungen, um das Tierwohl zu verbessern und gleichzeitig die Zukunftsfähigkeit der Betriebe zu sichern“, so der BDL-Bundesvorsitzende Lars Ruschmeyer. In der Debatte im Ausschuss kam auch der Mangel an Tierärzten im ländlichen Raum zur Sprache, der viele Vorgaben in der Praxis kaum umsetzbar mache.

Zum Abschluss der Übergabe appellierte seine Amtskollegin Theresa Schmidt: „Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass die Landwirtschaft in Deutschland eine starke, zukunftsfähige Perspektive hat – für uns, für die kommenden Generationen und für alle Menschen, die von dem leben, was wir anbauen.“

Der Vorsitzende des Ernährungsausschusses dankte der Landjugend für ihren Einsatz und den Austausch. „Wir fühlen uns geehrt, dass sie Sie uns die Erntekrone binden, überbringen und sich mit uns auseinandersetzen“, so MdB Hermann Färber. Der Dialog werde fortgesetzt, versprach er und knüpfte an die Worte der BDL-Vorsitzenden an, denn die prächtige Erntekrone zeige, was gemeinsam möglich sei. „Eine Ähre allein hätte keine Bedeutung. Aber zusammen…“

Das Gebinde, das den Dank der Landjugend für die diesjährige Ernte symbolisiert, wird jetzt ein Jahr lang den Sitzungssaal des Bundestags­ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft zieren. Es ist übrigens der einzig zugelassene Schmuck in den Sitzungssälen des Paul-Löbe-Hauses.